*Was Kinder brauchen.
*Hilfreiche Telefonnummern                             *
4 S-Regeln“: Was für Kinder wichtig ist!

www.kindertrauer.info

Notfallseelsorge - Betroffene

Informationen und Ratschläge für Betroffene

zum Umgang mit körperlich-seelischen Reaktionen

nach einem Notfall oder Unglück.

 

Wir überreichen Ihnen dieses Merkblatt in Zusammenarbeit mit der kirchlichen Notfallseelsorge in Bayern. Es greift auf Erfahrungen zurück, die an anderen Orten nach schweren Belastungen, Unfällen und Katastrophen gesammelt worden sind. Die dort gemachten Erfahrungen zeigen, dass es von großem Wert ist, den Betroffenen und Angehörigen nach einem Unglück Informationen zukommen zu lassen. Deswegen schicken wir Ihnen jetzt diesen Brief, in dem wir auch einige einfache Ratschläge geben.

Es hat sich als günstig erwiesen, über die gängigen psychischen Reaktionen zu informieren, die in solchen Situationen auftreten. Hierfür gibt es mehrere Gründe:

Die meisten Menschen sind über die normalen und gewöhnlichen Reaktionen nicht unterrichtet, und sie neigen von daher dazu, eigene Reaktionen als unnormal und ungewöhnlich aufzufassen. Wenn man hingegen die Normalreaktionen kennt, ist es leichter, sie zu akzeptieren. Auf dem Hintergrund der starken Belastungen, denen man ausgesetzt ist, erlebt man sie als angemessen. Es erscheint günstig, wenn auch die nächsten Familienangehörigen und Arbeitskollegen hiervon Kenntnis haben.

Diese Reaktionen können so stark, quälend und von so langer Dauer sein, dass eine Behandlung notwendig wird. In diesem Fall sollten Sie nicht zu lange warten, bevor Sie eine Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn auch viele Betroffene derart starke Reaktionen erleben, heißt das nicht, dass jeder in gleichem Maße betroffen ist.

Die erste Reaktion ist oft von Unwirklichkeit geprägt. Viele haben ein starkes Gefühl von innerer Leere. Es kann auch sehr schwer sein, in vollem Umfang zu verstehen, was passiert ist. Nach und nach lässt man das Unglücksgeschehen an sich heran, und es entstehen in der Regel die stärksten Reaktionen. Hier sind es vor allem Angstgefühle. Diese können von großer Heftigkeit sein, wenn das Geschehen innerlich wiedererlebt wird. Die gedanklichen Bilder können so realistisch sein, dass man das Gefühl bekommt, “jetzt passiert es wieder”.

Es kann schwierig oder unmöglich sein, sich gedanklich von den am meisten belastenden Ereignissen zu lösen. Die Angst führt zu Ratlosigkeit - und kann sich auch in körperlichen Beschwerden äußern. Solche körperlichen Beschwerden sind Zittern, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Druck auf der Brust, Übelkeit, Spannungen im Körper. Es kann sein, dass Sie sich leicht erschrecken, z.B. bei unerwarteten Geräuschen oder plötzlichen Bewegungen.

Furcht vor bestimmten Orten kann sich darin äußern, dass man sich plötzlich im Dunkeln, beim Alleinsein, oder wenn man mit anderen dicht beisammen ist, fürchtet. Oft ist eine natürliche Furcht zu beobachten, die dann entsteht, wenn man sich dem Unfallort nähert. Schlafprobleme äußern sich in Einschlafschwierigkeiten, oft auch wacht man häufig und zu früh auf.

Wichtig ist, von den typischen Unfallträumen zu wissen. Auf verschiedene Weise erlebt man das Unglücksgeschehen immer wieder als Alptraum. Und dies kann zu angsterfülltem Aufwachen führen. Wenn der Schlaf über längere Zeit gestört ist, führt dies zu einer Erschöpfung und erhöhter Reizbarkeit. Schlafmittel können über einen kurzen Zeitraum erforderlich werden.

Oft beobachtet man Verzweiflung und Grübeln. Einige Menschen bekommen dadurch Probleme, dass sie überlebt haben, während Freunde ums Leben gekommen sind. Dies kann zu übertriebenen Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen führen. Oft erlaubt man sich nicht, erleichtert darüber zu sein, dass man überlebt hat. Die Tendenz, sich zu isolieren, äußert sich in einem Bedürfnis, allein zu sein. Dahinter steht der Wunsch, sich gegen alles zu schützen, was die genannten Gefühle verstärken könnte. Man versucht zu vergessen, zieht sich vor dem Kontakt mit anderen zurück. In einem bestimmten Maße ist dies verständlich, aber auf die Dauer kann Isolation alleine nicht helfen.

Im Folgenden geben wir einige wenige Ratschläge:

1) Sprechen Sie mit anderen.

Auch wenn es schwer fällt, hilft es, die Gedanken, Gefühle und Erlebnisse mit anderen zu teilen. Es kann notwendig werden, Teile der Erlebnisse mit anderen zu teilen. Es kann notwendig werden, Teile der Ereignisse immer wieder zu besprechen. Auf diese Weise kann man leichter durch eine schwierige Situation hindurchkommen.

Wir wissen, dass die Begegnung mit den Familien von Verunglückten oft schmerzhaft und schwierig für Sie sein kann. Wenn Sie sich dennoch in der Lage fühlen, Kontakt mit den Angehörigen aufzunehmen, kann dies eine gegenseitige Hilfe bedeuten.

Wenn Sie keine Gesprächspartner finden oder zeitweilig nicht über das belastende Ereignis reden möchten, kann es gut sein, die eigenen Erlebnisse wie in einem Tagebuch aufzuschreiben. Sie können auch gerne einen Brief an eine der unten genannten Stellen schicken. Es ist selbstverständlich, dass solche Briefe vertraulich behandelt werden.

2) Sprechen Sie mit Ihren Kindern.

Dieser Brief ist an Sie gerichtet; er ist gleichzeitig zur Hilfe für den Umgang mit Ihrem Kind / Ihren Kindern gedacht. Die Kinder können die gleichen Reaktionen zeigen wie Sie, ohne zunächst hierüber sprechen zu wollen. Sie fürchten, durch ein Sprechen über diese ungewohnten Reaktionen ihre Eltern zu belasten, oder sie schämen sich ganz einfach hierüber (z.B. nächtliches Einnässen, Angstgefühle, Wutanfälle). Gelegentlich werden bisher nicht bekannte Lern- und Konzentrationsstörungen in der Schule beobachtet. Unter bisher vertrauten Spielgefährten können Streitereien auftreten; oder Freude am Spiel will nicht mehr recht aufkommen. -Sprechen Sie ruhig mit Ihren Kindern, was ihnen jetzt Spaß machen kann. Sprechen Sie auch darüber, wie Sie jetzt gemeinsame Feste feiern und den evtl. anstehenden Geburtstag eines verstorbenen Angehörigen begehen wollen.

3) Sprechen Sie mit denjenigen, die sich beruflich für eine Hilfe bereithalten!

Der Hausarzt kann bei der Behandlung der oben aufgeführten Reaktionen sehr viel helfen.

Zögern Sie nicht, sich an die Lehrer Ihrer Kinder zu wenden oder mit den Schulleitern zu sprechen.

Sie können sich mit allen Fragen an kirchliche Seelsorger wenden.

Gute Gesprächspartner und geduldige Zuhörer finden Sie auch bei der Telefonseelsorge und in örtlichen Beratungsstellen.

4)  Körperliche Aktivitäten und regelmäßige Tätigkeit sind wichtig, um sich abzu­reagieren.

Betreiben Sie die Aktivitäten, von denen Sie aus Erfahrung wissen, dass sie ihnen helfen. Für die meisten ist es vorteilhaft, so früh wie möglich den geregelten Tagesablauf wieder aufzunehmen.

Die Gemeinschaft mit anderen, die das gleiche erlebt haben, hilft oft. Vielleicht können Sie sich zu einem regelmäßigen Treffen verabreden, um über das gemeinsame Erlebnis zu sprechen. Normalerweise macht es keine Schwierigkeiten, solche Treffen in einem Raum der örtlichen Kirchengemeinden zu organisieren.

Beim Gebrauch von Alkohol sollte man vorsichtig sein, auch wenn der Alkohol zunächst lindert. Vor Alkoholgenuss in einer schwierigen Lebenssituation können wir nur warnen.

Merkblatt für Betroffene und Angehörige

nach dem Erleben eines traumatischen Ereignisses

 

In Ihrem Umfeld ist ein traumatisches Erlebnis passiert. Das heißt, es war jemand in einer Situation

in der

a) er selbst oder ein anderer starker körperlicher Gefährdung ausgesetzt war(en) oder gar eine oder

mehrere andere Personen zu Tode gekommen sind und

b) die Betroffenen emotional stark erregt waren, Angst bzw. Entsetzen verspürten haben oder sich

hilflos vorkamen.

Ein solches Ereignis geht nicht immer spurlos vorbei und es ist notwendig dieses Geschehene

adäquat aufzuarbeiten und in die vorhandenen Gedankenstrukturen zu integrieren.

Sie sollten daher folgendes wissen:

Auf derartige Ereignisse, welche auch traumatische Ereignisse genannt werden, kann es in der Zeit

danach zu unterschiedlichen Reaktionen kommen:

􀂾 Ungewolltes Wiederleben – in Gedanken, belastenden Erinnerungen, Emotionen beim

Erinnern, Träume, plötzliche Bilder, Gerüche, Geräusche, ...

􀂾 Vermeidung – von Personen, Orten, Dingen, Situationen, die an das Ereignis erinnern, Probleme

über bestimmte Erlebnisse zu sprechen, Rückzug von anderen Menschen, ...

􀂾 Erregung – Aggressionen, Ängstlichkeit, Nervosität, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, ...

Derartige Reaktionen sind nach so einem Ereignis normal und vergehen meist nach einiger Zeit,

wenn man das Geschehen angemessen verarbeitet. Dazu gehört auch ein strukturiertes, angeleitetes

Gespräch über das Ereignis mit einer Fachkraft, die individuelle Fragen beantworten und Vorfälle

während dem Geschehen erklären kann.

 

Für den Betroffenen:

Was können Sie tun? Wie sollten Sie sich verhalten?

1) Hilfreich ist, ein derartiges strukturiertes Gespräch anzunehmen und sich zusätzlich Informationen

holen!

2) Sie sollten versuchen sich in nächster Zeit keinem zusätzlichen Stress auszusetzen, sondern alles

das tun, was Ihnen bewusst gut tut, was sie wirklich gern tun wollen!

3) Wenn Sie sonst auch Sport betreiben, körperlich aktiv sind oder sich schon bisher mit

Entspannungs-Techniken beschäftigt haben, so hilft Ihnen dies jetzt ganz besonders

Stresshormone abzubauen.

4) Versuchen Sie den normalen Alltag wieder herzustellen und all das zu machen, was sie auch vor

dem Vorfall taten.

5) Vermeiden Sie vor allem nicht ihr soziales Netz (Freunde, Bekannte, ...), auch wenn es momentan

durch Fragen, Interesse, Mitleid, usw. womöglich belastend ist.

6) Reden über das Vorgefallene hilft, versuchen Sie dabei aber auch immer die positiven Aspekte zu

sehen. Bleiben sie nicht auf die emotional belastenden Situationen beschränkt!

7) Sollten, aus welchem Grund auch immer, Schuldgefühle auftreten, verwechseln sie dies nicht mit

Schuld! Versuchen Sie sich klar zu werden, was Sie zum Zeitpunkt des Geschehens tatsächlich

wussten und tun konnten. Bei Bedarf reden Sie darüber mit einer psychologischen Fachkraft.

8) Sollten Sie sich über längere Zeit durch Reaktionen (Schlafstörungen, Reizbarkeit, plötzliche

Erinnerungen usw.) in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt fühlen, scheuen Sie sich nicht

psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die Verarbeitung eines derartigen Geschehens braucht einfach einige Zeit, weil Sie

a) das Geschehene intellektuell anerkennen müssen

b) das Geschehene emotional akzeptieren müssen und

c) Sie das Geschehene in ihr Selbst- und Weltbild integrieren müssen.

 

Für die Angehörigen:

Was können Sie tun? Wie sollten Sie sich verhalten?

1) Ihr Angehöriger hat ein schlimmes Erlebnis hinter sich und braucht jetzt vermehrt Ihre

Zuwendung. Überschütten Sie ihn aber nicht damit! Gehen Sie auf den Bedarf (oder Bedürfnisse)

Ihres Angehörigen ein und nicht Ihren eigenen Bedarf!

2) Bedenken Sie, dass Ihr Angehöriger nach einem derartigen Ereignis noch übererregt sein kann

und dass Reaktionen von ihm für Sie auch „schwer verständlich“ sein können.

3) Hören Sie geduldig zu, wenn Ihr Angehöriger von den Ereignissen erzählt, verstärken Sie dabei

aber nicht das „Schreckliche – Entsetzliche“ sondern zeigen sie Verständnis und Anerkennung für

das Verhalten Ihres Angehörigen. Suchen Sie gemeinsam nach Positivem.

4) Versuchen Sie, mit Ihren Angehörigen in den Alltag zurückzukehren, das zu tun, was Sie auch vor

dem Geschehen getan haben.

5) Sie werden jetzt möglicherweise von allen Seiten (Medien, Institutionen, Bekannten, Freunden, ...)

bedrängt. Versuchen Sie Abstand zu halten, schirmen Sie sich und Ihren Angehörigen aber dabei

nicht zu sehr von Ihrem sozialen Netz (Verwandte, gute Bekannte, Freunde, ...) ab.

6) Versuchen Sie Ihren Angehörigen in der nächsten Zeit vor unnötigem und zusätzlichem Stress zu

schützen, greifen Sie aber dabei nicht in die Alltagsaufgaben ein, die er selbst bewältigen muss!

7) Lassen Sie sich und Ihrem Angehörigen jetzt bewusst etwas Gutes zukommen! Machen Sie jetzt

vermehrt und bewusst das, was Ihnen gut tut.

8) Wenn Ihr Angehöriger Sport betreibt, Hobbys hat, usw. hilft ihm dies jetzt Stress abzubauen!

Fördern Sie jetzt solche Tätigkeiten!

9) Passen Sie auf Reaktionen Ihres Angehörigen auf, die ungewöhnlich sein können. Sollte sich

diese verstärken und andauern (Schlafstörungen, Alpträume, Reizbarkeit, Isolation, vermehrtes

Grübeln, Schuldgefühle usw.), versuchen Sie ihn zu bewegen psychologische Hilfe anzunehmen.

10) Haben Sie Geduld! Die Integration eines derartigen Geschehens kann einige Zeit dauern – Sie

können Ihrem Angehörigen dabei nur beistehen. Verarbeiten muss er es selbst!

 

Zusätzliche Unterstützung können Ihnen anbieten:

Notfallseelsorge Amberg-Sulzbach: 0171-43 51 931 ( Diakon Peter Bublitz )

Sozialpsychiatrische Beratung ( Diakonie ) 09621-37240

Psych. Therapeut Sebastian Sonntag: 09621-673311

Psychoth. f. Kinder und Jugendliche Fr. Luzie Lorenz 09661-8159539

Ärztl. Psych. Therapeut Johannes Büttner 09661-811313

Krisendienst Horizont Regensburg 0941-58181